Etappe 13 - Ein Tag in Grau

Wir beginnen die Wanderung so, wie die gestrige geendet hat - mit einer Busfahrt von Lyme Regis nach Chideock. Die Überbrückung der Bereiche ist sinnvoll, da es in diesen Abschnitten des SWCP immer wieder zu Klippenabbrüchen kam und kommt und teils größere Umwege gegangen werden müssten, da der Weg nicht passierbar ist. Wir wandern hinunter nach Seatown und sind wieder auf unserem Pfad und die ersten Up & Downs beginnen. Heute sind es grasbedeckte Klippen mit moderaten Höhen und Anstiegen. So erreichen wir schon bald den Hafen Bridports mit den imposanten West Bay Cliffs - Filmkulisse der BBC-Serie „Broadchurch”. Da es gerade auf Ebbe zugeht, können wir am Strand unterhalb des Kliffs weiterwandern, den Blick stets auf die bis zu 50 Meter steil emporragende Wand gerichtet. Ein leicht mulmiges Gefühl ist dabei und nach einigen Fotos werden die Schritte schneller um die Passage hinter uns zu lassen. Ein Stück geht es weiter oberhalb der Klippen, dann durch ein Schilfgebiet und schließlich weiter über einen flachen Kieselstrand, der uns wiederum fordert. Mit jedem Schritt sackt man leicht in die kleinen Steine ein und das Vorankommen bedarf einer deutlich höheren Kraftanstrengung als auf festem Untergrund. Mit dem Manor House erreichen wir eine sehr schöne Unterkunft und plötzlich reißt noch einmal der Himmel auf. Im heutigen Grau waren die Farben und die Tiefe der Motive nicht so perfekt wie bisher, aber es blieb erneut weitestgehend trocken - so haben wir einen Tag „englisches Wetter” kennengelernt. 

Etappe 14 - 100.000.000 Tonnen Kiesel

Heute führt unsere Wanderung nicht direkt entlang der Küste. Diese wird heute vom ChesilBeach dominiert, der über eine Länge von 29 Kilometern verläuft und stellenweise bis zu 15 Meter hoch und 200 Meter breit ist. Er bildet sich aus 100 Millionen Tonnen Kieselsteinen unterschiedlicher „Sortierungen“. Ein Laufen darauf ist mit erhöhter Anstrengung verbunden. Direkt hinter dem Kieselwall liegt eine Lagune. Wir umwandern beides und passieren den kleinen historischen Ort Abbotsbury,der mit seinen gut erhaltenen Stone Cottages mit Reetdächern idyllisch im Tal der Ridgeway-Hügel. Die Steigungen sind heute moderat so dass wir gut vorankommen. Gut, da es heute über 26 Kilometerwerden. Abends müssen wir die stark befahrene Ferrybridge von Weymouth zur Insel Portland nehmen und erreichen schließlich unser Hotel, das eher als Jugendherberge durchgeht. Morgen früh nehmen wireinen Shuttlebus Richtung Weymouth und setzen unseren Weg entlang der Jurassic Coast fort.

Etappe 15 - Nur weg hier

Der Tag auf Portland beginnt passend zu Hotel und Ort an dem wir heute sind. Grau und wenig einladend - auch die Stimmung passt sich an. Wir wollen hier weg! Die laute Ferrybridge wollen wirzurücknicht noch einmal zu Fuß überqueren. Es soll einen kostenlosen Shuttlebus geben, wo kann uns niemand sagen. Wir nehmen den Linienbus hinüber nach Weymouth - auch der ist schmuddelig und teuer.Hafenund Promenade von Weymouth könnten bei gutem Wetter sicher etwas versöhnen, so tut das erst ein leckerer Flat White im Bella’s Café. Am Ende der Strandpromenade passieren wir noch die RuinedesRiviera Hotels, dann ist es geschafft und wir lassen den urbanen Teil des Tages hinter uns. Das Wetter ist stets auf der Kippe und wir haben das Gefühl, es kann jeden Moment anfangen zu regnen.Nachkurzer Rast im Smugglers Inn entscheiden wir uns für Regenzeug. Die magische Wirkung funktioniert auch heute. Kaum angezogen bessert sich das Wetter. Wir nähern uns den immer spektakulärerwerdenden Klippen, die hier an die Kreidefelsen von Rügen oder Møn erinnern, aber viel beeindruckender sind. Anfänglich strahlt nur das Weiß der Felsen durch den Nebel im Sonnenlicht. Dann - innerhalb weniger Minuten - ist plötzlich der Himmel blau, lässt das Meer glitzern und die Felsen leuchten. Auch das magisch! Der Tag hat sich komplett gewandelt und mit ihm die Stimmung. Das jetzt ständige Auf und Ab erledigt sich ohne große Anstrengung und ermöglicht immer wieder neue Perspektiven. So erreichen wir schließlich den Felsbogen „Durdle Door” - ein touristisches Highlight. Undwaren wir gerade nochfast allein, finden wir uns in einer Mischung sämtlicher Nationalitäten wieder, die hier das passende Motiv für Instagram, TicToc oder Facebook machen. Der Bogen nur Kulisse, das eigene Portrait im Fokus. Es gelingen dennoch schöne Aufnahmen und zum B&B, in dem wir zwei Nächte bleiben, ist es nicht mehr weit. Der Abend klingt im Castle Inn entspannt und zufrieden aus - morgen gönnen wir unseinen Zero-Day. Keine Etappe nur ein wenig die Gegend erkunden. 

Durdle door day

Ein Zero-Day, der es dann doch auf 8,3 km und 13.573 Schritte bringt und zum Durdle-Door-Day wird. Der Küstenabschnitt nahe West Lulworth ist absolut überwältigend und es ist ein Glück, dass wir hier einen Extratag geplant haben. Auf der heutigen Rundtour geht es dreimal von 0 auf 100 aber die Blicke auf Lulworth Cove, Stair Hole, St. Oswalds Bay und noch einmal Durdle Door lohnen die Anstrengung. Die unterschiedlichen Höhen ergeben immer wieder neue Perspektiven. Das Licht am Nachmittag ist sensationell und fast jede Perspektive lohnt ein weiteres Foto. Für den Abend haben wir im Castle Inn reserviert. 🍻😋

Etappe 16 - kürzer als geplant

Die vorletzte Etappe beginnt für uns in Worth Matrevers. Da direkt hinter West Lulworth ein großes Miltärareal liegt, dass heute für Übungen genutzt wird, ist der SWCP hier gesperrt. Ein riesiger Umweg entlang der Straße wäre notwendig. Die Gastgeberin unseres B&B bietet uns einen Shuttleservice zum Startpunkt an, den wir gern annehmen. So wird die Etappe deutlich kürzer und entspannt. Die Küste ist hier nicht mehr so spektakulär wie die Tage zuvor - die waren aber auch wirklich nicht mehr zu toppen. Wir erreichen schnell das Anvil Point Lighthouse, das dem Pendeen Lighthouse in Cornwall ähnelt. Im Durlston Castle machen wir Rast für einen Kaffee und sind dann schon am frühen Nachmittag in Swanage. Der Weg vom Schloss hinunter in die Stadt ist sehr gepflegt und großzügig. angelegt. Es fühlt sich fast wie ein Zieleinlauf an, den wir mit einem Bier im Ship Inn zu feiern wissen - auch wenn morgen noch die Etappe nach Poole zu bewältigen ist.

Etappe 17 - Ein letztes Mal

Der letzte Tag beginnt grau über der Bucht von Swanage. Ein letztes Mal Schuhe schnüren, ein letztes Mal den Rucksack packen, eine letzte Etappe bis zum Ende des SWCP an der Fähre hinüber nachPoole.Schön und schade zugleich. 
35 Etappen 2019, 17 Etappen 2022 damit sind die 1.014 Kilometer und 35.000 Höhenmeter absolviert. Und ein letztes gibt sich das Wetter alle Mühe für uns. Das Grau löst sich auf als wir mit den Old Harry Rocks ein weiteres Highlight erreichen. Die Kreidefelsen strahlen weiß im Sonnenlicht und wirken spektakulär mit ihren senkrechten Abbruchkanten, die ca. 80 Meter zum Meer abfallen. Die drei Kayakfahrer, die sich die Felsen von unten anschauen, wirken entsprechend klein von hier oben. Nach etlichen Fotos zieht es uns weiter und ein inzwischen strahlend blauer Himmel begleitet uns auf den letzten Kilometern, die wir am Strand Richtung Poole zurücklegen. Die Fähre liegt schon bereit …
Der SWCP hat mir gut getan! Danke all denen, die mich begleitet haben  - vor Ort, per Komoot, hier im Blog oder die sich die Bilder im Status angesehen haben.