Etappe 15 - Klippen, Buchten und Strände im Wechsel

1-4 In der Nähe von Padstow wechseln sich Strände, kleine Buchten und Klippen ab, bei Ebbe sind die Strände riesig, bei Flut fasst ganz unter Wasser | 5 Trevose Lighthouse
1-4 In der Nähe von Padstow wechseln sich Strände, kleine Buchten und Klippen ab, bei Ebbe sind die Strände riesig, bei Flut fasst ganz unter Wasser | 5 Trevose Lighthouse

Fast hätte ich die heutige (Teil-)Etappe übersehen. Von Padstow bin ich ja gestern direkt mit dem Bus weiter zum sehr schönen B&B in St Merryn gefahren und morgen mit Andrea gehen wir von hier auf kürzestem Weg in Richtung Küste. Dazwischen liegt ein schönes Stück SW CoastPath - schön im Sinne von schön lang (fast 20km) und schön im Sinne von schöner Strecke mit kleinen Buchten, breiten Stränden und steilen Klippen. Nach einem sensationellem Frühstück - heute waren es sogar 4 Gänge - nehme ich den Bus um 10:04h zurück nach Padstow. Ich drehe eine Runde durch den Ort, die Erinnerungen sind hier noch ganz besonders stark, da wir 2017 mit Andrea hier in Cornwall waren. Dort haben wir Fish&Chips gegessen, dort haben wir Kerzen gekauft, dort waren wir beim Bäcker und dort haben wir in der Galerie gestöbert. Heute schaffe ich es zum Glück recht schnell, mich darüber zu freuen, dass wir so viele schöne Reisen gemacht haben. Trotzdem bleibe ich nicht allzulang in Padstow sondern mache mich auf den Weg entlang der Mündung des River Camel, der bei Ebbe ausgedehnte Strandflächen freigibt. Gestern auf der gegenüberliegenden Flußseite zwischen Polzeath und Rock heute auf der Padstow-Seite. Ein kleiner Strom ermöglicht und erfordert zwischen Rock und Padstow den Einsatz der Fähre. Am Stepper Point steht eine schornsteinähnliche Landmarke, die wohl der Schifffahrt dienen sollte. Anfänglich sind es noch viele steil abfallende Klippen, die überwiegend aus schieferartigem Gestein geformt sind. Beeindruckend das Pepper Hole mit seinem Durchbruch zum Meer. Andere riesige Löcher gehen richtig tief in den Boden, haben aber keine Verbindung zum Wasser - sie wirken wie die Krater eines Meteoriteneinschlags. Allmählich weichen die Klippen kleineren Buchten und schließlich größeren Stränden. Bei Ebbe kann man für den CoastPath über den Strand laufen, in der Komoot-App sieht es aus als könnte ich übers Wasser gehen, da bei Flut nur ein kleiner Strandsaum verbleibt. Als Highlight kommt heute noch das schön gelegene schneeweiße Trevose Head Lighthouse, das bereits 1847 konstruiert wurde. Für mich geht es noch zwei Buchten weiter bis zur Constantine Bay, von dort brauche ich eine halbe Stunde landeinwärts bis St Merryn und hier geht es dann morgen weiter. Ich finde es weiter sehr schön, dass die Briten beim Wandern entgegenkommende Wanderer stets grüßen, meist ein kurzes Hi oder Hi dear aber öfter auch ein kleiner Satz oder ein kurzes Gespräch. Ich stelle mir vor, wie das sonntags an der Alster wäre - niemand würde die ganze Runde schaffen und es wäre ein nie verstummendes Grundgemurmel. Da lassen wir diese nette Art doch besser hier an der Küste, in der Nähe größerer Orte lässt es dann aber auch hier etwas nach. Jetzt ist es genau 20:00h und eigentlich müsste Andrea langsam eintreffen.


Etappe 16a - Sonne, Sand und Meer und als Highlight die Bedruthan Steps

Pünktlich zur heutigen Etappe und zur ersten Wanderung mit Andrea kehrt die Sonne zurück - und wie!!! Am gestrigen Abend dauerte es doch noch bis 22h, ehe Andrea mit dem Mietwagen von Bristol in St Merryn ankam. Der Wagen war leider nicht wie zugesagt vollgetankt und das Navi auf dem iPad funktionierte nicht. Die Straßenschilder in England weisen häufig nicht die kommenden Orte aus sondern die Straßennummern (M5 South, A39, A389, B3276), es ist hilfreich sich diese vor der Fahrt einzuprägen. Ich bin froh als Andrea dann endlich heil ankommt. Auch sie ist von dem St Merryn B&B begeistert, besser kann man so ein Angebot nicht präsentieren - schön, dass auch hier zwei Nächte geplant waren. Wir lassen einige Sachen im Auto und können mit etwas leichterem Gepäck loswandern, da wir das Auto zwei Tage stehen lassen und morgen nachholen. Am Morgen ist der Himmel noch leicht bedeckt, aber die Wolken lösen sich im Laufe des Tages ganz auf. Das Licht ist fantastisch, die Strände golden und das Wasser glitzert silbern und zeigt in den Buchten karibisches Türkis.

Wir haben heute mit 17km und leichten Steigungen eine moderate Etappe vor uns. Unterwegs nervt irgendwann ein andauernder Summton, den wir nicht richtig verorten können. Steht irgendwo ein Generator, wird gemäht, sind es Windräder in der Ferne oder die JetSkiFahrer in der Bucht? Es nervt! Erst nach vielleicht einer Stunde äußert Andrea den Verdacht, es käme aus meinem Rucksack???! Kann nicht sein und doch - beim Verstauen des iPads nach einer Fotoaufnahme habe ich den Akkurasierer versehentlich aktiviert. Und der brummt seit einer Stunde ununterbrochen, da können sich die ständig leeren Handyakkus mal ein Beispiel dran nehmen. Schalter auf OFF und plötzlich angenehme Ruhe. Und die volle Aufmerksamkeit ist wieder auf das fantastische Panorama der Küste gerichtet, es springt von einem Topblick zum Nächsten.

Schließlich erreichen wir die Bedruthan Steps. Große Felsen liegen bei Ebbe am goldgelben Strand und besonders von oben betrachtet verändert die Formation sekündlich ihr Aussehen. 

Hier noch ein Foto gegen das Licht, hier noch einmal ein Panorama, das habe ich noch nicht fotografiert und jetzt noch einmal im Hochformat. Ich kann nur schwerlich aufhören, aber die Tea Rooms vom National Trust locken mit Cream Tea und wir brauchen auch dringend ein Glas Wasser. Ein Tisch im Freien für uns ist  gerade noch frei. Später sitzen die zahlreichen Besucher mit ihren Tabletts für Tee und Scones schon auf dem Rasen. Weiter geht‘s nach Mawgan Porth - ein beliebter Strand mit mehreren Hotels. Vor dem letzten Aufstieg Richtung Trevarrian stärken wir uns noch mit einem Cider. Steigung ist anders als Flachland-Wandern muss auch Andrea inzwischen zugeben, aber nach einer knappen Stunde ist der naheliegende Ort erreicht. Das B&B heute ist zweckmäßig, aber nach einem Besuch im Travellers Rest gleich nebenan werden wir eh schnell ein- und dann tiefschlafen. Übrigens der Versuch von Andrea mit der Krankenkassenkarte zu bezahlen klappte leider nicht, dabei wäre es nach der heutigen gesunden Betätigung doch nur fair gewesen.


Watergate Bay - wenn es mit dem Klimawandel so weiter geht, braucht niemand mehr das Mittelmeer
Watergate Bay - wenn es mit dem Klimawandel so weiter geht, braucht niemand mehr das Mittelmeer

Etappe 16b - weiter nach Newquay

Heute ist es nur eine kurze Etappe bzw. eine Teiletappe mit einer Länge von 10km. In der Unterkunft sind heute noch 50% der Übernachtungskosten zu zahlen. booking.com macht es einem nicht leicht. Mal ist bei der Buchung zu zahlen, mal kurz vor Reiseantritt, dann wieder in der Unterkunft und heute noch 50%. Das ist sehr verwirrend und unübersichtlich. Das werde ich zuhause alles noch einmal genau durchsehen müssen. Zum Aufbruch heute bekommen wir aufgrund des wieder sonnigen Tages noch jeder eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt. Das ist sehr freundlich. Wir gehen wieder zurück zum SW CoastPath, wo wir diesen gestern verlassen haben und wandern entlang der schönen Watergate Bay - hier liegt das Fifteen von Jamie Oliver (seit Dezember 2019 leider geschlossen) - weiter Richtung Newquay. Wir passieren Porth Beach, wo wir im Mai 2017 mit Andrea eine Woche Urlaub gemacht haben. Schöne Erinnerungen und doch traurig, Andrea und mir sind die vielen Plätze und gemeinsamen Unternehmungen noch sehr präsent. Gut, dass wir genau hier jetzt zusammen wandern. Ganz ohne Anstiege geht es auch heute nicht. Diese sind für mich heute sehr moderat, aber Andrea machen sie doch zu schaffen. Morgen wird sie nicht die ganze Strecke mitlaufen. Wir sind schon zeitig an der Unterkunft und sind überrascht vom tollen Ausblick, den das Zimmer in der obersten Etage über die Bucht von Newquay und zurück bis zur Watergate Bay bietet. Wir beschließen spontan den Abend auf dem Balkon mit Blick auf den Sonnenuntergang zu verbringen. Vorher holen wir den Mietwagen, der noch in St Merryn steht ab. Dafür fahren wir mit dem Atlantic Coaster, Linie A5 zurück. Ein Doppeldeckerbus, der eine Stunde brauchen soll. Zwei Stationen nachdem wir zugestiegen sind hält der Bus an einer Schule und ca. 40 Schüler steigen zu. Der Bus ist voll. Was dann passiert gehört nach Griechenland zur kuriosesten Busfahrt, die ich je gemacht habe. Der Bus fährt durch engste Straßen und muss ständig bei entgegenkommenden Fahrzeugen schauen wie man aneinander vorbeikommt. Die Äste der dichtstehenden Bäume kratzen und schlagen teilweise gegen Scheiben und Metall. Erschrocken ziehen alle mit uns oben Sitzenden zeitweise die Köpfe ein. Die Strecke ist unglaublich und der Busfahrer absolut nicht zu beneiden. Schüler werden hier und dort rausgelassen, an einigen Plätzen schütteln wir ungläubig den Kopf und beneiden sie wirklich nicht für diesen täglichen Schulweg. Mit satter Verspätung hält der Bus direkt gegenüber des Mietwagens. Für ca. 15 Meilen hat er mit vielen Umwegen über eineinhalb Stunden gebraucht. Wir fahren nach Padstow um dort bei Tesco (Supermarkt) einzukaufen und Andrea schlägt in dem uns bekannten Kerzenladen zu. Dann geht es über Hauptstraßen zurück nach Newquay. Pünktlich zum Sonnenuntergang hinter Kirchturm und Stadtsilhouette sitzen wir auf der Terraasse. Morgen kann Andrea mich dann ein Stück begleiten und dann mit dem Auto weiter zur morgigen Unterkunft fahren. Das Wetter auch morgen  wieder sommerlich! 


Etappe 17 - von Newquay nach Perranporth - Strände so weit das Auge reicht

Crantock Beach bei Newquay
Crantock Beach bei Newquay
Perranporth Beach
Perranporth Beach

Am Morgen brechen Andrea und ich gemeinsam auf. Durch die engen Gassen von Newquay erreichen wir schon bald den Fistral Beach, der Newquay den Namen als Hauptstadt der Surfer sichert. Morgens sind hier schon zahlreiche Wassersportler unterwegs um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Der Fistral Beach ist durch eine mit schicken Häusern bebaute Landzunge vom Cantrock Beach getrennt. Es gibt drei Möglichkeiten diesen zu erreichen. 1. Bei Hochwasser und nur in der Saison eine „Fähre“ (Ruderboot mit Motor) 2. Ein Steg, der nur einige Stunden vor und nach Ebbe begehbar ist 3. Ein Umweg von ca. 4 Meilen durchs Hinterland. Ich habe Glück, dass die Fähre aufgrund des tollen Wetters und des morgendlichen Hochwassers heute verkehrt. Andrea geht zurück zur Unterkunft in Newquay und fährt von dort Richtung Perranporth. Ich setze über zum schön gelegenen Strand. Der Weg um die Bucht führt durch Dünen, die an Sylt erinnern. Je weiter die Gezeiten von Flut auf Ebbe wechseln, desto größer wird der Strandteil vom Cantrock Beach. Nach den Dünen bilden die folgenden Klippen mit saftigem Grün einen starken Kontrast, ehe die Holywell Bay wieder mit Dünen zu überzeigen weiß. Hier wird für morgen geplante Filmaufnahmen eine riesige Trasse zum Strand gelegt. Ich komme allein zügig voran und erreiche schon bald den beeindruckenden Perranporth Beach mit mehr als 3km Länge - und aufgrund des inzwischen heerschenden Niedrigwassers - einer enormen Breite. Schuhe aus und am Wassersaum geht es Richtung Perranporth - das Laufen im Sand ist fast anstrengender als der Küstenweg. Im Ort angekommen erwartet mich Andrea und hat, mich kommensehend, bereits einen Cider bestellt, der exakt mit mir in der netten Strandbar eintrifft. Köstlich nach der Wanderung in praller Sonne. Der Platz mit Blick auf die Menschen am Strand und die Surfer im Wasser bleiben wir noch eine Weile, ehe wir uns auf den Weg zur Unterkunft machen, in der Andrea schon am frühen Nachmittag eingecheckt hat. Ein am Flußlauf ruhig gelegenes Haus in dem man sich sofort wohlfühlt. Zum Sonnenuntergang gehe ich noch einmal zurück zum Strand, hier sind immer noch etliche Surfer in den Wellen und viele sind gekommen um der Sonne am Horizont beim Abtauchen zuzuschauen. Mit Handys und Fotoapparaten wird es von allen dokumentiert. Für Livemusik im Pub fehlt mir heute die nötige Energie - bei einem Glas Sauvignon Blanc klingt der Abend langsam aus.


Etappe 18 - Von Perranporth nach Portreath - Zwischenbilanz: 20 Tage - 18 Etappen - 347km - 569.759 Schritte

Heute ist es weiter sonnig aber extrem windig. Die Landschaft durch die es heute geht ist recht karg. Früher gab es hier etliche Zinnminen von denen noch einige Bauten und Schornsteine die Gegend prägen. Es ist keine der schönsten Etappen, aber das ist sicher Jammern auf hohem Niveau. Nach Perranporth ist der erste Ort den ich erreiche St. Agnes, das Zentrum des früheren Zinnabbaus. Weiter geht es durch steinige Gegenden in denen nur Ginster, Heidekraut und weitere Bodendecker Halt finden. Ein paar unerreichbare Buchten und kleine Strände sind von den Klippen aus zu erkennen. Der Chapel Beach ist recht ansprechend Porthowan Beach ist sicher kein Highlight. Heute bin ich froh Portreath zu erreichen. Wind und Strecke haben doch etwas Kraft gekostet zumal heute wieder über 600 Höhenmeter bewältigt werden wollten. In Portreath haben wir ein Zimmer im dortigen Pub, leider (wie konnte mir das durchrutschen) ein Bad, das sich zwei Zimmer teilen. Ich treffe mich mit Andrea am Pub und freue mich auf ein leckeres Bier (Hick‘s Ale). Für 18:15h können wir gerade noch einen Tisch für abends reservieren. Heute mal wieder Fish & Chips. Morgen früh starten Markus, Ulrike und Mathias Richtung Cornwall. Abends treffen wir uns in St Ives. Hoffentlich hat Andrea noch etwas gutes Wetter übriggelassen für die kommenden Tage.


Etappe 19 und 20 - Von Portreath über Hayle nach St Ives = 2 in 1

Andrea hat in den letzten Tagen das gute Wetter aufgebraucht. Heute ist es schon deutlich trüber, aber zum Glück noch weitestgehend trocken. Ich mache mich zeitig auf den Weg nach Hayle, dort wollen Andrea und ich uns mittags treffen. Kurz hinter Portreath ist der Weg noch einmal etwas anstrengender, doch schon bald verläuft er auf recht gleichmäßiger Höhe entlang der Küste. Hier wieder mit einigen steilen Klippen und vorgelagerten Felsinseln. Ich komme zügig voran und erreiche schon schnell das Godrevy Lighthouse, das auf einer kleinen Insel vor der Küste liegt. 
Godrevy Lighthouse
Godrevy Lighthouse

In einer nahegelegenen Bucht spielen tief unten einige Seehunde im Wasser. Über den langgezogenen Strand geht es weiter nach Hayle. Oberhalb der Dünen wartet Andrea und gemeinsam gehen wir zu Philps, einer Institution für Cornish Pasties und holen uns zum Mittag je eine Steak-Potato-Pasty. Um für die kommenden Tage - angesichts des vorhergesagten schlechten Wetters - flexibler zu sein, beschließe ich die kurze Etappe nach St Ives heute noch ranzuhängen. Hinter Hayle ist der Weg etwas nervig: erst verlaufe ich mich und muss feststellen, dass der eingeschlagene Weg nicht auf die andere Seite der Bucht führt, dann muss ich einen längeren Umweg entlang der Straße laufen um die Ausläufer des River Hayle zu umwandern. Endlich wird die Strecke wieder etwas ansprechender und führt parallel zur Bahnlinie zur schönen Carbis Bay - hier sind in den letzten zwei Jahren neue Lodges direkt am Strand entstanden. Endspurt nach St Ives, wo ich um 16:00 eintreffe. Markus, Ulrike, Mathias und Andrea sind schon dort und warten mit einem Cider auf mich.


Mit Etappe 21 geht es auf der Unterseite Woche 4 weiter.